Radverkehr

Radverkehr

Der Radverkehr nimmt zu. Das ist so. Also suchen wir nach guten Lösungen, die das Radfahren verbessern und sicherer machen. Investitionen in den Radverkehr sind richtig und gut. Allerdings beziehen sich die meisten Maßnahmen auf sehr alte und längst überholte Planungen und Konzepte. Die komplette Radverkehrsplanung stellen wir deshalb auf den Prüfstand und passen sie an die neuen Gegebenheiten an. 

Dabei ist es grundsätzlich kein anstrebenswerter Weg, durch die Anordnung von nicht überfahrbaren Radwegen den Autoverkehr und den ÖPNV auszubremsen. Es ist der falsche Weg, wie auf der Bautzner Straße in Höhe der Elbschlösser, eine ganze Autospur wegzunehmen und einen Radweg einzurichten, obwohl es einen Hochbordradweg neben dem Fußweg gibt. In einer dicht bebauten und über Jahrzehnte gewachsenen Stadt mit begrenztem Platz müssen Kompromisse gefunden werden. Gegenseitige Rücksichtnahme und die StVO, die für alle Verkehrsteilnehmer gilt, sind auch hierbei Richtlinien. Wir ziehen überfahrbare Radschutzstreifen im Stadtgebiet im Vergleich zu nicht-überfahrbaren Radwegen vor. Sie passen an vielen Stellen besser zur Verkehrsrealität. 

Leider setzt man auch in der Radverkehrspolitik eher auf symbolische Effekte und PR, statt auf praktikable Lösungen. Man schwingt gerne den Pinsel und markiert Radstreifen um und an oder malt Piktogramme auf den Asphalt oder Dooring-Streifen, bringt völlig sinnfreie Rechtsabbiegerpfeile in der Stadt an und Radüberholverbotsschilder. All das ist einfach umzusetzen. Nachhaltiger und sinnvoller wäre es, tatsächlich neue Radwege zu bauen, vorzugsweise getrennt vom anderen Verkehr. Wie wäre es zum Beispiel, wenn wir endlich den Elberadweg auf beiden Seiten fertig bauen? Es klaffen immer noch riesige Lücken und selbst der vor über 12 Jahren beschlossene Ausbau im Bereich zwischen Blauem Wunder und der Johannstadt ist immer noch nicht realisiert. Derweil ist der Elberadweg eigentlich die beliebteste Strecke, aber völlig überlastet durch unterschiedliche Nutzer, einfach zu schmal und dadurch oft zu gefährlich, wie die Unfallstatistiken zeigen. Es ist fatal, dass sich zwei Grün geführte Ressorts nicht darauf einigen können, ein wenig Wiesenfläche für das Radfahren zur Verfügung zu stellen. 

Ebenfalls eine gute Idee ist es unserer Meinung nach, neue Radrouten zu identifizieren, die den Radverkehr sicherer und angenehmer abseits des Hauptverkehrs führen. Das ist in einer gewachsenen Stadt nicht einfach, aber an der einen oder anderen Stelle möglich. Beispielsweise am Industriegelände, am Dammweg oder wie wäre es mit einigen asphaltierten Radschnellwegen durch die Dresdner Heide?

Völlig ungeeignet erscheinen uns Radstraßen, wenn sie so wie bisher in Dresden realisiert werden. Die bisherigen Planungen müssen komplett überdacht werden, Fehlentwicklungen wie in der Comeniusstraße oder in Striesen müssen korrigiert werden. Für enorme Summen wurden dort Straßenräume zum Nachteil der Anwohner, die ihre Parkplätze verloren haben, umgebaut, ohne dass eine Lenkungswirkung erkennbar ist. Wie an vielen anderen Stellen auch werden neu markierte Radwege keinesfalls mehr genutzt. Sie sind höchstens ein weiteres Angebot, haben aber kaum eine verkehrsleitende Wirkung. Es liegt nun mal in der Natur der Sache, dass sich viele Radfahrer den für sie individuell günstigsten Weg suchen, gern auch in sehr lockerer Auslegung der StVO. 

Apropos StVO. Diese gilt trotzdem auch für Radfahrer. Dass Radfahrer als potentiell schwächere Verkehrsteilnehmer ein höheres Schutzbedürfnis haben, versteht sich von selbst. Aber sie sollten sich auch an Regeln halten. Denn das Vertrauen darauf, dass andere Verkehrsteilnehmer schon aufpassen werden, ist im Zweifel schmerzhaft. Dabei gilt es, ehrlich zu analysieren, wo wirklich überdurchschnittliche Gefahren bestehen. Zum Beispiel durch Dooring. Es ist eine allgemeine Gefahr auf allen Straßen, wo geparkt wird in der ganzen Stadt. Zum Glück passiert es selten. Deswegen aber das Parken am Straßenrand überall einzuschränken, ist kein guter Weg. 

Mehr Sicherheit können Aufstellflächen für Radfahrer an Kreuzungen und eine auf den Autoverkehr abgestimmte, getrennte Ampelregelungen für Radfahrer sein, um beispielsweise Konflikte beim Abbiegen zu minimieren. Auch eine Beleuchtung in ausgewählten Abschnitten des Elberadweges würde ein deutliches Plus an Sicherheit bringen – nicht nur für Radfahrer. 

Radwege sollten zur Erhöhung der Sicherheit punktuell auch mit Richtungspfeilen versehen werden. Insbesondere in Querungsbereichen und an Einbahnstraßen, damit Autofahrer besser erkennen, wenn Radfahrer aus Gegenrichtungen kommen können. Das ist sinnvoller als Asphaltpiktogramme oder diese neuen Überholverbotsschilder für einspurige Fahrzeuge, die nur verdeutlichen, was man sowie nicht machen darf. 

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